Die neue Bundesregierung verschärft und zementiert nach Ansicht der Ärztekammer Berlin mit der geplanten Tarifeinheit den Ärztemangel in Deutschland. "Mit dem im Koalitionsvertrag angekündigten Vorhaben, künftig nur noch großen Gewerkschaften Tarifrecht zuerkennen zu wollen, wird die Arbeitsunzufriedenheit von Klinikärztinnen und -ärzten weiter massiv zunehmen. Daraus resultieren wiederum hohe Kosten und Einschränkungen der Patientenversorgung", erklärte Kammerpräsident Dr. med. Günther Jonitz. "Erst durch die Streikaktionen der Ärztegewerkschaft Marburger Bund konnten in den vergangenen Jahren an deutschen Krankenhäusern Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die Mindeststandards gewährleisten und massive Risiken für die Patientenversorgung durch überlange Arbeitszeiten abschafften."
Gerade weil in der Vergangenheit Ärztinnen und Ärzte gezielt benachteiligt oder mit ideologischen Zielen fremdbestimmt wurden, hätten die Krankenhausärztinnen und -ärzte für ihre demokratischen Grundrechte gekämpft. "Wer diese Verhältnisse umdrehen möchte, trägt in erheblichem Maße zu Arbeitsunzufriedenheit und höheren Kosten bei. Würden Ärzte 'Dienst nach Vorschrift' machen und beispielsweise ihre vertraglich geregelten Mittagspausen nehmen, würde pro Krankenhausarzt eine halbe Überstunde täglich anfallen. Bei rund 120.000 Krankenhausärztinnen und -ärzten kämen so allein Mehrkosten von ca. 400 Millionen Euro pro Jahr zusammen", betonte Jonitz.
"Wenn das Grundgesetz durch die Verwirklichung der Tarifeinheit mit Füßen getreten werden sollte, wird dies die Politikzufriedenheit der Ärzteschaft definitiv nicht erhöhen. Wer Arbeitnehmer in eine ,Zwangsgewerkschaft? nötigt, muss auch Arbeitgeber in einen einzigen Arbeitgeberverband mit verbindlicher Umsetzung von Verträgen und Regeln zwingen", forderte der Kammerpräsident.
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