Ärztekammer Berlin ehrt Dr. med. Renate Schüssler für ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsversorgung mit Georg-Klemperer-Ehrenmedaille

Pressemitteilung

Die Ärztekammer Berlin ehrt Dr. med. Renate Schüssler für ihr ehrenamtliches Engagement bei der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge in Berlin. Zum zehnjährigen Jubiläum der Verleihung der Georg-Klemperer-Ehrenmedaille widmet sich die Ärztekammer Berlin den Themen Humanität, ärztliche Haltung und Werteorientierung in der Medizin.

„Ich bin jemand, der etwas sieht und denkt, das muss geändert werden und es dann macht“, für diese Haltung ist Dr. med. Renate Schüssler am 30.09.16 im Rahmen des Kammertages von der Ärztekammer Berlin mit der Georg-Klemperer-Ehrenmedaille ausgezeichnet worden. Es ist dieses Selbstverständnis, das Dr. Renate Schüssler im August 2015 zur Helferin der ersten Stunde bei der Flüchtlingsversorgung auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) werden ließ und das den Vorstand der Ärztekammer Berlin beeindruckte. Er wählte Dr. Renate Schüssler im 10. Jahr der Verleihung der Georg-Klemperer-Ehrenmedaille auch stellvertretend für die in der Flüchtlingsversorgung ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte für die höchste Auszeichnung der Ärztekammer Berlin aus. Damit entschied er sich für eine Preisträgerin, die nicht nur im Sinne des Namensgebers der Medaille ärztliche und humanitäre Grundwerte in hohem Maße vertritt, sondern die auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung übernimmt. „Das Thema Flüchtlingsversorgung wirft uns auf die elementaren Fragen unseres Daseins und Miteinanders zurück“, so der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. med. Günther Jonitz. „Es zeigt, dass Arztsein umfassende Verantwortung, Integrität und Respekt für den Patienten bedeutet und an alte Werte anknüpft. Humanität und Solidarität sind die Eckpfeiler unserer freien Gesellschaft und unseres Wirkens als Ärztinnen und Ärzte“, betonte Jonitz.

Die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille ist die höchste Auszeichnung der Ärztekammer Berlin. Sie wird jedes Jahr im Rahmen des Kammertages an Menschen verliehen, die sich durch höchste Tugenden wie wissenschaftlicher Weitblick, Neugier, Mut und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, aber auch durch Menschlichkeit und Zuwendung zum Patienten oder besonders um das Berliner Gesundheitswesen verdient gemacht haben.

Die Jubiläumsfeier rundete Prof. i.R. Dr. med. et phil. Heiner Raspe vom Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität Lübeck mit seinem Festvortrag „Values/Werte als Grundlage medizinischer Versorgung“ ab.

Vorstand und Geschäftsführer der Ärztekammer Berlin begrüßten an diesem Nachmittag ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter der Kammer sowie Gäste aus dem Gesundheitswesen.

Die Preisträgerin

Dr. med. Renate Schüssler

Dr. med. Renate Schüssler (73) studiert Medizin in München. Nach dem Staatsexamen 1968 zieht sie nach Berlin, um am Krankenhaus Moabit ihre Medizinalassistenzzeit zu absolvieren. 1976 schließt sie ihren Facharzt für Kinderheilkunde ab. Es folgen verschiedene Stationen, u.a. im Gesundheitsamt des Berliner Bezirks Wedding. Von 1981 bis 2008 führt sie mit einer Kollegin in Gemeinschaftspraxis eine Kinderarztpraxis in Berlin-Kreuzberg. Hier setzt sie sich intensiv mit den Lebensbedingungen ihrer vorwiegend aus nichtdeutscher Herkunft stammenden Patientinnen und Patienten und Arzthelferinnen auseinander. Das Miteinander der verschiedenen Kulturen ist prägend für ihre Praxis. Renate Schüssler bleibt neugierig und engagiert sich weiter. Nach gelegentlichen Einsätzen in Entwicklungsländern interessieren sie vielerlei gemeinnützige Initiativen in Berlin. Sie fördert die Ausbildung von Stadtteilmüttern, arbeitet in Projekten von Gesundheit Berlin/Brandenburg und bei der Malteser Migranten Medizin sowie bei Babeluga e.V. mit. Es folgt 2012 ein größerer Einsatz für obdachlose Roma-Familien nach der Besetzung der Gerhardt-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg und regelmäßige Reisen nach Nordindien, wo sie ehrenamtliche Arbeit für ein Health Center leistet. Im August 2015 engagiert sie sich als eine der ersten Helfer auf dem Gelände des LAGeSo für die Versorgung Geflüchteter. Im Auftrag der Bezirksämter Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg ist sie ab Oktober 2015 in den Notunterkünften aktiv. Auf Bitte des Landesweiten Koordinierungsstabs Flüchtlingsmanagement (LKF) arbeitet Renate Schüssler seit Februar 2016 an einem Konzept für die medizinische Versorgung der Bewohner in den Notunterkünften unter 500 Bewohnern mit. Inzwischen ist sie als Ärztliche Lotsin im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit für die Qualität der medizinischen Versorgung in den Notunterkünften im Berliner Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg verantwortlich.

Der Namensgeber

Die Georg Klemperer-Medaille wurde von der Ärztekammer Berlin in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Damit wurden bisher insgesamt 22 Personen geehrt. Namensgeber der Auszeichnung ist der Berliner Internist Professor Georg Klemperer (1865-1946). Der Sohn eines Rabbiners etablierte im Krankenhaus Moabit eine ebenso menschliche wie wissenschaftlich fundierte Medizin. 1935 musste Klemperer vor den Nazis in die USA fliehen.

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