Für ihre besonderen Verdienste um die medizinische Versorgung der Bevölkerung und das Ansehen der Ärzteschaft sind die Allgemeinmedizinerin Professorin Dr. med. Vittoria Braun, der Rechtsmediziner Professor Dr. med. Volkmar Schneider und der ehemalige stellvertretende Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes in Reinickendorf Dr. med. Helmut Hoffmann mit der Georg-Klemperer-Medaille der Ärztekammer Berlin ausgezeichnet worden. Damit wählte der Vorstand der Ärztekammer Berlin in diesem Jahr drei Preisträger aus sehr unterschiedlichen ärztlichen Bereichen für die Ehrung aus. „Das breite ärztliche Spektrum, das unsere diesjährigen Preisträger abdecken, macht deutlich, dass Arztsein mehr als rein medizinische Versorgung bedeutet“, so Kammerpräsident Dr. Günther Jonitz. „Wir leben in einer Zeit, die den Arzt mehr denn je gesamtgesellschaftlich fordert. Zusammenhänge zu begreifen und zu hinterfragen, macht einen tugendhaften Arzt aus – ob in der Rechtsmedizin, im Öffentlichen Gesundheitsdienst oder als Lehrstuhlinhaberin und Hausärztin.“
Die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille ist die höchste Auszeichnung der Ärztekammer Berlin. Sie wird jedes Jahr im Rahmen des Kammertages an Menschen verliehen, die sich durch höchste Tugenden wie wissenschaftlicher Weitblick, Neugier, Mut und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, aber auch durch Menschlichkeit und Zuwendung zum Patienten oder besonders um das Berliner Gesundheitswesen verdient gemacht haben.
Im Rahmen der diesjährigen Feierlichkeit wurde neben der Georg-Klemperer-Ehrenmedaille außerordentlich auch das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft verliehen. Es zählt zu den drei höchsten Auszeichnungen, die vom Vorstand der Bundesärztekammer ausgelobt werden. Der Vorstand der Bundesärztekammer hatte einstimmig beschlossen, Rosemarie Stein, freischaffende Journalistin und 30 Jahre lang Autorin von BERLINER ÄRZTE, der kammereigenen Mitgliederzeitschrift, aber auch der FAZ, des Deutschen Ärzteblattes uvam. mit dieser Auszeichnung für ihr aufklärerisches Werk zu würdigen. Sie war in vielen Themen ihrer Zeit weit voraus und für ihr aufrechtes Auftreten bekannt.
Vorstand und Geschäftsführer der Ärztekammer Berlin begrüßten zu diesem feierlichen Anlass ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter der Kammer sowie weitere Gäste aus dem Gesundheitswesen. Der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja würdigte den feierlichen Anlass mit einem Grußwort.
Die Preisträger
Professorin Dr. med. Vittoria Braun
Professorin Vittoria Braun (67) studierte Medizin in Jena, Leipzig und Berlin. Die Allgemeinmediziner habilitierte 1990 und wurde 1991 Lehrbeauftragte der Charité. Gleichzeitig ließ sie sich als Fachärztin für Allgemeinmedizin in Berlin-Köpenick nieder. Aus ihrer Praxis machte sie bald eine Lehrpraxis mit Aus-, Weiter- und Fortbildungszentrum. 1998 etablierte Prof. Braun das Institut für Allgemeinmedizin an der Charité. Die Allgemeinmedizin wird damit erstmals Lehrfach an der Hochschule, als Direktorin leitete sie das Institut mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 2001 und 2012. Finanziert mit BMBF-Fördergeldern brachte sie u.a. ein bundesweites Häusärztenetzwerk mit 140 Kollegen in Gang und evaluierte deren Diagnostik und Therapie, um die Ergebnisse an ihre Studenten weiterzureichen. Ein weiteres ihrer Projekte betraf die Einrichtung einer Plattform, über die Ärzte in Weiterbildung mit erfahrenen Hausärzten über schwierige Patientenfälle kommunizieren können. Professor Harald Mau, Vorstandsmitglieder der Ärztekammer Berlin und ehem. Dekan der Charité, fasste in seiner Laudatio zusammen: „Mit Professorin Vittoria Braun wird eine Ärztin geehrt, die sich um die Entwicklung der Allgemeinmedizin bleibende Verdienste erworben hat. Ihrer Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit ist es zu danken, dass an der Charité ein Lehrstuhl für Allgemeinmediziner eingerichtet wurde. Die Studierenden waren begeistert von ihrer engagierten und praxisnahen Lehre. Die wissenschaftliche Arbeit führte zu hohen Drittmitteleinnahmen und fand ihren Niederschlag in zahlreichen Publikationen.“
Professor Dr. med. Volkmar Schneider
Der Rechtsmediziner Professor Volkmar Schneider (75) begann 1967 seine Laufbahn in der Gerichtsmedizin in Berlin. Seit 1982/83 war er Direktor des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin und des Instituts für Rechtsmedizin der Freien Universität Berlin. Unter seiner Verantwortung standen auch das Institut der Rechtsmedizin der Humboldt-Universität und das Institut für Forensische Psychiatrie der Freien Universität Berlin. In seine Zeit fiel auch die Zusammenführung der Universitätsinstitute und die Einstandortlösung auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Moabit. Anfang 2007 wechselte er in den Ruhestand und veröffentlichte seitdem zahlreiche Publikationen über seine Erfahrungen als Gerichtsmediziner. Professor Schneider hat sich früh schon für die Zusammenarbeit und Integration mit osteuropäischen Kolleginnen und Kollegen stark gemacht. Für seine Verdienste um die Rechtsmedizin und sein großes Engagement wurden ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zuteil, darunter auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. In seiner Laudatio würdigte Dr. Jonitz vor allem seine „großartige ärztliche und menschliche Grundhaltung“. So beziehe er stets „aufrechte Positionen, wenn es um die Grundsätze und Werte der ärztlichen Berufsausübung“ ginge.
Dr. med. Helmut Hoffmann
Dr. med. Helmut Hoffmann (74) nahm erst 1974 sein Medizinstudium an der FU Berlin auf, zuvor hatte er sich über verschiedene Stationen, u.a. in der Schweiz, als Pfleger, Erzieher und Sozialarbeiter ausbilden lassen. Sein Medizinstudium schloss er 1984 in Wien ab, seine Approbation erlangte er 1986. Die folgenden 20 Jahre arbeitete er als Arzt und seit 1987 stellvertretender Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes in Berlin-Reinickendorf. 1993 erfolgte die Ernennung zum Obermedizinalrat. 2006 wurde er pensioniert. Was Dr. Hoffmann 1996 mit dem ehrenamtlichen Projekt „Prävention auf neuen Wegen - Kunst und Medizin“ begründete, entwickelte er während seines Ruhestandes zu einem vielbewunderten Engagement, das neben allem anderen vor allem auf pädagogischen Mehrwert abzielt. Die Idee kam ihm im Rahmen seiner Tätigkeit als stellvertretender Leiter des Jugendgesundheitsdienstes in Berlin, als er feststellte, dass es notwendig sei, Kindern die Bedeutung eines aktiven Gesundheitsschutzes nahezubringen. Dr. Hoffmann nahm den Kontakt zu Schulen auf und entwickelte mit den Lehrern Projekte für die Fächer Biologie und Deutsch. Daraus sind feste Kooperationen entstanden, die bis heute Bestand haben. So sind in den zurückliegenden Jahren zahlreiche eindrucksvolle Bilder und darüber Ausstellungen entstanden, die mehrfache Wirkung erzielen: Die Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit, die Anerkennung dafür und eine ansprechende, verständliche Form der Vermittlung des Themas Prävention. Die Ärztekammer Berlin zeigt seit 2002 in regelmäßigen Abständen Ausstellungen von Dr. Hoffmann in ihrem Foyer. „Sie haben Außerordentliches zur Steigerung des Bewusstseins für den aktiven Gesundheitsschutz geleistet“, bedankte sich Dr. Elmar Wille in seiner Laudatio beim Preisträger.
Rosemarie Stein
Rosemarie Stein studierte ein Semester nach Gründung der FU Berlin dort Germanistik, Philosophie, Kunstwissenschaften und Archäologie. Sie verbrachte ein Studienjahr in Paris und unternahm viele Reisen durch Europa. 1980 brachte sie eine Studienreise in die USA, wo sie sich schon früh verstärkt mit dem Thema Qualitätssicherung und Public Health widmete. In den 60er Jahren, vermutlich geprägt von dem kleinen väterlichen Fachverlag, begann sie ihre journalistische Laufbahn als Redakteurin beim Haasensteinschen Verlag, der die „Zeitschrift für ärztliche Fortbildung“ und das „Berliner Ärzteblatt“ herausgab. Es folgten freie Auftragsarbeiten für diverse andere medizinische Fachblätter, Rundfunksendungen und das wissenschaftliche Ressort einiger Tageszeitungen wie Tagesspiegel, Frankfurter Allgemeine und Medical Tribune. Rund 30 Jahre arbeitete Rosemarie Stein dann konstant als Autorin für BERLINER ÄRZTE, der kammereigenen, monatlich erscheinenden Zeitschrift. Ihr erster Artikel erschien 1986, insgesamt wurden von ihr 500 Titel in BERLINER ÄRZTE veröffentlicht. Ihren kritischen Blick richtete Rosemarie Stein schon früh auf medizin- und gesundheitspolitische Fragestellungen und scheute dabei nicht, den Finger in die Wunde zu legen. Zu ihren zentralen Themen zählen Qualitätssicherung, Public Health und die Reform der ärztlichen Ausbildung, aber auch Evidenzbasierte Medizin, Prävention, Klinische Pharmakologie, Sozialmedizin und Versorgungsforschung. Mit Unterstützung der Ärztekammer Berlin veröffentlichte Rosemarie Stein 1992 das Interview-Buch „Die Charité – 1945-1992“, das im Argon-Verlag erschien. Dr. Günther Jonitz würdigte die Preisträgerin in seiner Laudatio für „ihre journalistische Arbeit im Dienste der ärztlichen Ethik, der Unabhängigkeit, der wissenschaftlichen Grundlage und einer konsequent humanistischen Haltung“.
Der Namensgeber
Die Georg Klemperer-Medaille wurde von der Ärztekammer Berlin in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Damit wurden bisher insgesamt 21 Personen geehrt. Namensgeber der Auszeichnung ist der Berliner Internist Professor Georg Klemperer (1865-1946). Der Sohn eines Rabbiners etablierte im Krankenhaus Moabit eine ebenso menschliche wie wissenschaftlich fundierte Medizin. 1935 musste Klemperer vor den Nazis in die USA fliehen.
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