Anfänge des deutschen Films: Ärztekammer Berlin weiht Informationstafel ein

Pressemitteilung

Am Standort der heutigen Ärztekammer Berlin befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts das "gläserne Atelier" des Filmpioniers Oskar Messter - Informationstafel im Rahmen des Projekts Berliner Zeitungsviertel hinterfragt auch Messters Rolle als Kriegspropagandist kritisch

Die Ärztekammer Berlin hat heute zusammen mit der "Initiative Berliner Zeitungsviertel" eine Informationstafel zu den Anfängen des deutschen Films eingeweiht. Die große gläserne Tafel neben dem Kammergebäude soll an das weltweit erste professionelle Filmstudio erinnern, das am Standort der heutigen Ärztekammer Berlin in der Friedrichstraße 16 von Filmpionier Oskar Messter in den Jahren 1904 - 1911 betrieben wurde. Kammerpräsident Dr. med. Günther Jonitz erklärte bei der Einweihung: "Hier wurde vor rund 100 Jahren Filmgeschichte geschrieben. Mit der Schauspielerin Henny Porten hat Oskar Messter den ersten deutschen Filmstar der Stummfilm-Ära geschaffen. Seine technischen Entwicklungen haben den Film entscheidend vorangetrieben. Mit der Tafel wollen wir aber auch auf Messters unrühmliche Rolle als Kriegspropagandist und Unterstützer des Naziregimes aufmerksam machen."

Die Tafel am Eingang zur E.T.A-Hoffmann-Promenade wurde im Rahmen des Projekts Berliner Zeitungsviertel aufgestellt. Die 2007 als Verein gegründete, unabhängige "Initiative Berliner Zeitungsviertel" hat es sich zur Aufgabe gemacht, an das historische Berliner Zeitungsviertel rund um die Kochstraße zu erinnern. Die Vorsitzende Helga Lieser sagte zu den Zielen des Vereins: "Mit der Erinnerung an die Geschichte des während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik größten weltweiten Presseplatzes sollen historisch fundierte Gegenwartsbezüge zu dem nach 1990 wieder ins Zentrum gerückten Medienquartier hergestellt und auch ein Blick in die Zukunft des Quartiers möglich gemacht werden." Neben Zeitung und Zeitschrift sei Anfang des 20. Jahrhunderts auch der Film als Massenmedium entstanden. So gehöre zur Mediengeschichte auch die Filmgeschichte. "Das ist zum einen die Geschichte des Films als Medium, ein Medium, das aufklären, aber auch politisch indoktrinieren und manipulieren kann. Dazu gehört auch die Geschichte der Filmzensur. Und auch die Geschichte der Produzenten, Regisseure und Schauspieler/innen", fügte Lieser hinzu.

Der Filmhistoriker Dr. Ralf Forster erklärte zur Bedeutung Oskar Messters: "Er gilt als Begründer der Filmindustrie in Deutschland. Bereits im Jahr 1896 - also ein Jahr nach ,Erfindung‘ des Mediums - schuf er Unternehmen, die sowohl die Gerätefertigung, die Filmproduktion als auch die Distribution (Kino) sicherstellten. Innovativ öffnete er den Film für weite Einsatzfelder: die Wissenschaft, das Militär, Bildung und Unterhaltung. Als Firmenpatriarch war er fest im Kaiserreich verwurzelt, in der Weimarer Republik kam er nie an, sein Unternehmensimperium wurde in den Ufa-Konzern integriert. Nach 1933 sympathisierte Messter mit dem NS-System, ließ sich als Filmerfinder feiern, ohne erneut eine bedeutende Stellung im Filmwesen erlangen zu können. Er bleibt eine ambivalente Persönlichkeit, wichtig genug, an sie zu erinnern und sie kritisch zu hinterfragen."

Weitere Informationen unter:
www.berliner-zeitungsviertel.de

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