Berliner Delegierte diskutieren Papier zur Weiterbildung

DV-Bericht

Bericht von der Delegiertenversammlung am 20. Februar 2008

Die Delegierten haben auf ihrer Sitzung am 20. Februar ein 10-Punkte-Papier des Marburger Bundes zur Verbesserung der Weiterbildung diskutiert. Außerdem wählten sie die Abgeordneten für den Ärztetag. Daneben wurden der Vertrauensmann und sein Stellvertreter für den Wahlausschuss der ehrenamtlichen Richter beim Berufsgericht und Berufsobergericht gewählt.

von Sascha Rudat

Das 10-Punkte-Papier des Marburger Bundes zur Weiterbildung wurde von vielen Delegierten positiv bewertet. eingebracht worden war das Papier von Vorstandsmitglied Werner Wyrwich und DV-Mitglied Thomas Zoller. Wie Zoller in seinen Erläuterungen ausführte, soll das Papier als Diskussionsgrundlage für die Verbesserung der Weiterbildung während der laufenden Legislaturperiode dienen. "Was können wir konkret tun, um die Weiterbildung zu verbessern?", fasste Zoller das Ziel des Papiers zusammen. Die 10 Punkte seien aber weder umfassend noch abschließend. In dem Papier wird beispielsweise mehr "Transparenz im Regelwerk der Weiterbildung", ein "Leitfaden zur Weiterbildungsordnung", eine "Registrierung der Weiterbildung" bei der Ärztekammer sowie "Mindeststandards für Facharztprüfungen" gefordert. Weitere Punkte sind die "Benennung eines Weiterbildungsbeauftragten in jedem Krankenhaus mit Wb-Berechtigung", feste "Bearbeitungsfristen im Anerkennungsverfahren", die "Evaluation der Weiterbildung" und Sanktionsmaßnahmen bei mangelhafter Erfüllung des Wb-Auftrages. Außerdem soll auf einen Sinneswandel bei den Wb-Befugten in Klinik und Praxis hingewirkt werden. Thomas Zoller erläuterte die einzelnen Punkte dann im Detail. In der anschließenden Diskussion äußerten sich Vertreter aller Fraktionen. Eva Müller-Dannecker (Fraktion Gesundheit) sagte: "Ich finde das Papier notwendig und superklasse". Ihr fehle allerdings der Wille, sich angesichts des ökonomischen Drucks in Kliniken und Praxen politisch zu positionieren. Daneben zweifelte sie an der Realisierbarkeit einer Registrierungspflicht für die Weiterbildung bei der Ärztekammer. Gegen eine derartige Pflicht sprach sich auch Charlotte Lutz (Fraktion Gesundheit) aus.

Vorstandsmitglied Dietrich Bodenstein (Liste Allianz) warf ein, dass man den Weiterzubildenden nicht völlig die Initiative aus der Hand nehmen dürfe, dass sie sich selbst auch um die Wb kümmern müssen. Vorstandsmitglied Vittoria Braun (Hausärzte) äußerte sich betroffen über den Tenor des Papiers. Sie habe das Gefühl, es sei eine Art Anklage. "Es fehlt der 11. Punkte, dass auch Weiterzubildende Pflichten haben. Es gibt nicht nur bei den Weiterbildern Schwarze Schafe", betonte sie. Mitautor Werner Wyrwich (Marburger Bund) erklärte: "Die Weiterbildung muss bilateral sein. Ein gewisses Interesse und eine gewisse Lust an der Ausbildung muss man voraussetzen." Man habe die Absicht, eine Plattform zu schaffen, um mit den anderen Fraktionen zusammenzuarbeiten. Dies wurde von Volker Pickerodt (Fraktion Gesundheit) begrüßt. Kammergeschäftsführer Gerhard Andersen fügte hinzu, dass er die politische Willenserklärung des 10-Punkte-Papiers sehr interessant finde. Er begrüßte auch, dass man sich diese Legislaturperiode Zeit nehmen will. Realistischer seien aber eher zwei oder drei Legislaturperioden. Er wies zugleich darauf hin, dass man ganz ehrlich sagen müsse, wo man die Missstände verorte. "Wir müssen klar sagen, wer soll was besser machen." Er möchte den Delegierten Mut machen, "die Weiterbildungsordnung nicht als Gott gegebenes Werk zu verstehen". Seiner Ansicht nach ließe sie sich auf ein Drittel schrumpfen.

Abgeordnete für Ärztetag gewählt

Daneben wählten die Delegierten die 16 Abgeordneten für den Deutschen Ärztetag sowie deren Stellvertreter. Die Namen finden Sie in der Tabelle. Die Abgeordneten teilen sich nach Listen wie folgt auf: Niedergelassene Ärzte 1, Fraktion Gesundheit 5, Marburger Bund 3, Hausärzte im BDA 2 und Allianz Berliner Ärzte 5. Die Wahl erfolgte einstimmig.

Einstimmig gewählt wurden außerdem Dietmar Kruska als Vertrauensmann für den Wahlausschuss der ehrenamtlichen Richter beim Berufsgericht und Berufsobergericht sowie Klaus Thierse als dessen Stellvertreter. Alle vier Jahre werden die ehrenamtlichen Richter aus Vorschlagslisten der Delegiertenversammlung von einem Wahlausschuss beim Berufsgericht und Berufsobergericht gewählt. Der Wahlausschuss besteht unter anderem aus einem Vertrauensmann und dessen Stellvertreter. Die derzeitige Wahlperiode endet im Oktober dieses Jahres.

Bayern kein Vorbild für Berlin

Kammerpräsident Günther Jonitz ging während der Delegiertenversammlung auch auf den Systemausstieg des bayerischen Hausärzteverbandes ein. "Das findet sonst nirgendwo Unterstützer", betonte er und warnte vor den negativen Folgen. Während die Ärzte anfänglich noch gute Vertragsabschlüsse erzielen könnten, würden die Verträge auf Dauer von den Kassen heruntergehandelt. Wolfgang Kreischer (Hausärzte) erwiderte, dass dies Prognosen seien. Jonitz führte das Beispiel USA an, wo die Zahl der Leistungserbringer kontinuierlich reduziert worden sei. Volker Pickerodt erklärte, dass dies ein riesiges Problem für die Patienten wäre. "Es ist enorm viel nicht zu Ende gedacht", fügte der Kammerpräsident hinzu.

Zahlen aus der Weiterbildung

Wie Kammerpräsident Jonitz in der Delegiertenversammlung erläuterte, wird die Arbeit der Arbeitseinheit Weiterbildung stark nachgefragt. So gingen seit Einführung des Service-Telefons und der Umsetzung des Ticket-Systems im Juni 2007 16.837 Anrufe ein; 13.467 Tickets wurden angelegt und bearbeitet. Die Zahl der schriftlichen Mitteilungen per E-Mail und Post lag alleine im vergangenen Jahr bei 3.436. Von den seit November 2007 eingegangenen 5.354 Anrufen betrafen 941 das Thema Befugnisse. Neben den Beratungen in Kliniken vor Ort fanden 37 Beratungen in den Räumen der Ärztekammer Berlin statt. Aktuell sind 650 Anträge auf Anerkennung für die Prüfung vorbereitet. Vom 1. Januar 2007 bis 18. Februar 2008 sind 1.516 Online-Anträge auf Befugnis zur Leitung der Weiterbildung bei der Ärztekammer Berlin eingegangen. Davon sind 1.050 Anträge bis Ende Oktober vergangenen Jahres und 466 vom 1. November 2007 bis 18. Februar 2008 registriert worden.

Wahl der Delegierten zum 111. Deutschen Ärztetag in Ulm 19. bis 23. Mai 2008:

Liste Delegierte/Delegierter Ersatzdelegierte/Ersatzdelegierter
Niedergelassene Ärzte Annette Nießing Dr. med. Georgi Wassilew
Fraktion Gesundheit Dr. med. Eva Müller-Dannecker Dr. med. Constanze Jacobowski
Dr. med. Charlotte Lutz Dr. med. Wolfram Singendonk
Dr. med. Volker Pickerodt Dr. med. Dieter Lehmkuhl
Dr. med. Julian Veelken Dr. med. Andreas Grüneisen
Claudia Cruys Dr. med. Sebastian Dieckmann
Marburger Bund Dr. med. Kilian Tegethoff Dr. med. Werner Wyrwich
Dr. med. Sigrid Kemmerling Dr. med. Peter Bobbert
Dr. med. Matthias Albrecht Dr. med. Günther Jonitz
Hausärzte im BDA Michael Janßen Prof. Dr. med. Vittoria Braun
Dr. med. Wolfgang Kreischer Klaus-D. Elstermann von Elster
Allianz Berliner Ärzte Dr. med. Roland Urban Dr. med. Dirk Rehbein
Dr. med. Rudolf Fitzner Dr. med. Svea Keller
Prof. Dr. med. Harald Mau Priv.-Doz. Dr. med. Dietrich Banzer
Burkard Bratzke Dr. med. Hans-Detlef Dewitz
Dr. med. Christian Handrock Dr. med. Elmar Wille