Die Brustkrebs-Früherkennung in Form des Mammographie-Screenings wird derzeit politisch stark gefördert. Begründet wird dies damit, dass durch ein Mammographie-Screening das Risiko, an Brustkrebs zu sterben um 20 bis 30 % sinke. Der durch diese oft genannten Prozentzahlen entstehende Eindruck, dass jede vierte Frau vor einem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden kann, ist allerdings falsch. Die hohen Prozentzahlen beschreiben nämlich nur eine relative Risikoreduktion, da sie sich lediglich auf die Anzahl der an Brustkrebs verstorbenen Frauen beziehen. Da erfreulicherweise die meisten Frauen weder an Brustkrebs erkranken noch daran versterben, ist der Nutzen der Früherkennung für Frauen ohne besondere Risiken sehr viel geringer. Für diese Frauen reduziert sich durch ein Screening das Risiko an Brustkrebs zu sterben nur um ca. 0,1 %.
Anders ausgedrückt: Ohne Screening sterben von 1000 Frauen in 10 Jahren 4 Frauen an Brustkrebs, mit Screening sterben von 1000 Frauen in 10 Jahren 3 Frauen an Brustkrebs. Das heißt, von 1000 Frauen mit Mammographie-Screening über zehn Jahre hat 1 Frau insofern einen Nutzen, so sie in dieser Zeit nicht an Brustkrebs stirbt. Das bedeutet aber auch: 99,9 % der Frauen haben in dieser Zeit keinen Nutzen durch ein Mammographie-Screening. Die Früherkennung durch Screening ist darüber hinaus nicht frei von Nachteilen. Um bei einer Frau den Tod durch Brustkrebs zu verhindern, müssten 1000 Frauen zehn Jahre lang jedes 2. Jahr zum Röntgen der Brust. In dieser Zeit wird bei ca. 250 Frauen fälschlicherweise ein Verdacht auf Brustkrebs geäußert, der in seiner Konsequenz weitere und zum Teil belastende Untersuchungen nach sich zieht. So werden in Deutschland pro Jahr mehr als 100.000 Frauen an der Brust operiert, obwohl sie keinen Brustkrebs haben.
Welche gesundheitlichen Schäden durch die Röntgenstrahlung oder durch die psychische Belastung der Frauen entstehen, wurde bislang nicht untersucht. Eine vorschnelle und undurchdachte Kampagne für das Mammographie-Screening weckt falsche Hoffnungen und setzt zahlreiche Frauen der Gefahr einer falschen Diagnose aus. Dies ist ethisch fragwürdig. Die Ärztekammer Berlin warnt davor, Ängste zu schüren und falsche Hoffnungen durch eine unkritische und einseitig verzerrte Widergabe wissenschaftlicher Ergebnisse zur schüren.
Eine absolute Sicherheit durch Mammographie-Screening gibt es ohnehin nicht. Nur für Frauen nach den Wechseljahren kann ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening, kombiniert mit anderen Untersuchungen unter Umständen von Nutzen sein. Der beste Schutz ist neben einer allgemein gesunden Lebensweise die regelmäßige Selbstuntersuchung, die gelegentliche ärztliche Untersuchung und vor allem die schnelle und sachgemäße Abklärung beim Auftreten von Frühsymptomen oder Tastbefunden auf medizinisch qualitativ höchstem Niveau.
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