"Newkammer": Erfrischende Auftaktveranstaltung in der ÄKB

Meldung

Ein neues Veranstaltungsformat fand am 15. Januar erstmals in der Ärztekammer Berlin statt.

Unterhaltsame Diskussionsrunde: Constanze Czimmeck (bvmd), Martina Jaklin (ÄKB), Malte Schmieding (bvmd), Ewelina Türk (Ada Health) und Katharina Thiede (DV-Mitglied) (v.l.).

Foto: S. Rudat

Eingeladen hatte die Kammer zusammen mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Die rund 30 vorwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von Constanze Czimmeck begrüßt, Vorsitzende der AG Gesundheitspolitik Berlin der bvmd. Einen fundierten Einblick in die ärztliche Weiterbildung gaben zunächst Dr. Catharina Döring-Wimberg und Dr. Antje Koch, Leiterin und stellvertretende Leiterin der Abteilung Weiterbildung / Ärztliche Berufsausübung. Dabei sorgten sie bei einigen Studierenden, für die eine Ärztekammer zuvor eine eher abstrakte Institution gewesen war, für das eine oder andere Aha-Erlebnis. So konnten sie das Bewusstsein wecken, dass die Weiterbildungsordnung in der ärztlichen Selbstverwaltung weiterentwickelt wird und es somit grundlegende Mitgestaltungsmöglichkeiten von engagierten Ärztinnen und Ärzten gibt. Dass ebensolche Mitgestaltungsmöglichkeiten auch bei der Berufsordnung existieren, machte Martina Jaklin, Leiterin der Abteilung Berufsrecht der Ärztekammer Berlin, deutlich. Wie die Wege zu dieser Mitgestaltung sind, erläuterte im Anschluss Katharina Thiede, Mitglied der Delegiertenversammlung (DV) der Kammer und Listensprecherin der Fraktion Gesundheit. Eine Mitgliedschaft in der DV sei nicht erforderlich, Interessenten sollten sich aber an eine der in der DV vertretenen Listen wenden, um dort mitarbeiten zu können. Thiede betonte, dass dieser Austausch unter Gleichgesinnten großen Spaß mache und die eigene Arbeit befruchte.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um die Möglichkeiten der Digitalisierung und das aktuelle Thema ausschließliche Fernbehandlung. Gast war Ewelina Türk vom Medizin-IT-Unternehmen Ada Health, das im Jahr 2011 begonnen hat, eine Gesundheitsplattform zu entwickeln, die durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützt ist. Zunächst als Diagnosehilfe für Ärzte entwickelt, gibt es Ada inzwischen auch in fünf Sprachen als App für Verbraucher. Rund fünf Millionen Nutzerinnen und Nutzer lassen sich den Angaben zufolge von der Ada-App „Symptomanalysen“ erstellen (rund 12.000 Symptome können aktuell abgefragt werden). Türk, die selbst Ärztin ist, betonte, dass dies keine Diagnosen seien, die Ergebnisse aber helfen sollen, Hinweise auf mögliche Erkrankungen und gegebenenfalls auf die Notwendigkeit des Arztbesuches zu geben. „Mögliche Diagnosen sollen ins Gesichtsfeld des Arztes rücken“, erklärte Ewelina Türk die Zielsetzung und ergänzte selbstbewusst: „Wir wollen DER Gesundheitsbegleiter des Patienten werden.“ In der anschließenden Diskussion zeigten sich die Medizinstudierenden von den Möglichkeiten und der Ergebnisqualität der App durchaus angetan, hinterfragten aber auch kritisch denkbare Probleme. So sei gut vorstellbar, dass Patienten mit einer ganzen Liste von möglichen Erkrankungen, die die App ausgeworfen hat, in die Praxis kommen und der Arzt diese dann durch eine aufwändige Diagnostik überprüfen muss. Auch der Datenschutz wurde kritisch hinterfragt.

Von großem Interesse für die Studierenden war ein Vortrag von Juristin Martina Jaklin zu den Möglichkeiten der ausschließlichen Fernbehandlung, die seit dem Inkrafttreten der neuen Berufsordnung der Ärztekammer Berlin Anfang Januar im Einzelfall möglich ist. „Die Fernbehandlung muss ärztlich vertretbar sein“, betonte Jaklin die Grundvoraussetzung. Neu sei der mögliche fehlende persönliche Erstkontakt zum Patienten. Mit der Neuregelung wolle sich die Ärztekammer Berlin der Zukunft öffnen. Die Juristin erteilte aber zugleich einer denkbaren Spezialisierung von Ärzten auf Fernbehandlungen eine Absage. Die Medizinstudierenden sahen in den neuen Möglichkeiten einen guten Weg, hoben aber unisono die besondere Bedeutung des persönlichen Arzt-Patienten-Kontaktes hervor. Die nachkommende Medizinergeneration möchte also immer noch lieber vor echten Patienten als vor einem Bildschirm sitzen. Eine beruhigende Erkenntnis dieses rund dreistündigen Austausches, der in Zukunft fortgesetzt werden soll. (srd)