Nachdem die Ärztekammer Berlin Mitte August auf die prekäre medizinische Versorgung von Flüchtlingen, die noch keinen Antrag auf Asyl beim zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) stellen konnten, aufmerksam gemacht hatte, hat unter den Berliner Ärztinnen und Ärzten eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft eingesetzt. Über 800 Ärztinnen und Ärzte haben in den vergangenen Wochen beim LaGeSo ihre Hilfe angeboten. „Diese große Hilfsbereitschaft unter Ärzten, aber auch unter Bürgern, genauso wie bei den zahlreichen ehren- und hauptamtlichen Helfern – allen voran ,Moabit hilft‘, aber auch Caritas, Johanniter, Vivantes oder Charité – zeigt das überwältigende humanitäre Potenzial von Berlin“, erklärt der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. med. Günther Jonitz.
Er dankt im Namen des Kammervorstandes, dessen Mitglieder sich selbst mit großem Engagement für eine bessere Versorgung der Flüchtlinge einsetzen, allen haupt- und ehrenamtlich Helfern für ihre tatkräftige und selbstlose Unterstützung. Angesichts des nicht abreißenden Zustroms von Flüchtlingen mahnt Jonitz zugleich, dass es dringend notwendig ist, diese Hilfsbereitschaft aufrechtzuerhalten und weiter zu professionalisieren.
Damit die angebotene Hilfe auch bei den Betroffenen ankommen kann, ist es erforderlich, dass die Hilfe von den zuständigen Senatsverwaltungen adäquat koordiniert wird. Die Ärztekammer Berlin hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder in Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen für eine schnelle Verbesserung der Organisation der Hilfe eingesetzt, um die prekäre Situation der Asyl suchenden Flüchtlinge zu verbessern und deren menschenwürdige Behandlung zu gewährleisten. Dazu hatte die Ärztekammer Berlin einen Katalog mit erforderlichen Maßnahmen aufgestellt. Nach wie vor bestehen allerdings Defizite – insbesondere bei der Versorgung mit Medikamenten. Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja arbeitet unter widrigen Bedingungen aktiv an der Lösung der Probleme und mobilisiert beispielsweise die Berliner Stadtreinigung zur Reinigung der Flächen rund um das LaGeSo. „Die gewaltige vor uns liegende Aufgabe kann nur bewältigt werden, wenn alle politisch Handelnden gemeinsam ihrer Verantwortung nachkommen und an einem Strang ziehen“, betont Jonitz.
Das LaGeSo weist darauf hin, dass aktuell eine ausreichende Anzahl von hilfsbereiten Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung steht und bittet um Verständnis, dass nicht allen, die sich dankenswerterweise gemeldet haben, eine Rückmeldung gegeben werden kann. Bei weiterem Bedarf werde man aber gerne auf die Hilfsangebote zurückgreifen.
Darüber hinaus weist die Ärztekammer Berlin darauf hin, dass Patienten, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz anspruchsberechtigt sind und mit einem grünen Behandlungsschein in die Praxis kommen, von den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu behandeln sind. Dieser Schein, der quartalsweise ausgestellt wird, dient zur Abrechnung der ärztlichen Leistungen und ist auch Grundlage für Überweisungen. Die Ärztekammer Berlin bittet die Kolleginnen und Kollegen, die Asylsuchenden nicht nur bei akuten Notfällen zu behandeln, sondern großzügig Hilfe zu leisten.
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