Fortbildungskongresse der Ärztekammer Berlin

Wir ermöglichen den Austausch über aktuelles, gesichertes medizinisches und ärztliches Wissen.

Unser Ansatz

Der Fortbildungskongress der Ärztekammer Berlin bietet Interessierten die Möglichkeit, sich zu ausgewählten Themen in ansprechender Weise und gleichzeitig auf höchstem Niveau zu informieren. Dabei stehen der aktuelle Stand der Patientenversorgung  sowie neue Entwicklungen im Vordergrund. In Kooperation mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) wurde die Kongressreihe, die erstmals im Dezember 2012 mit sehr positiver Resonanz stattfand, fortan einmal jährlich etabliert.

Das Leitthema des 1. Fortbildungskongresses in 2012, "Sauberes Wissen in der Medizin", ist dabei als programmatisch für diese Kongressreihe und die Motivation seiner Organisator:innen zu verstehen. Hier geht es explizit um den "unabhängigen ärztlichen Sachverstand" und den Austausch über aktuelles, gesichertes medizinisches und ärztliches Wissen frei von wirtschaftlichen Interessen Dritter.

Seit 2012

Fortbildungskongresse der Ärztekammer Berlin in Kooperation mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Davon, dass digitales Know-how zu den Schlüsselkompetenzen von heutigen Ärztinnen und Ärzten gehören muss, zeigte sich Dr. med. Sebastian Kuhn gleich in seinem Eingangsvortrag überzeugt und gab den rund 70 Kongressteilnehmenden einen kompakten und eindrücklichen Überblick über den aktuellen Stand der „Medizin im digitalen Zeitalter“.

Der Unfallchirurg und Medizindidaktiker erklärte, dass sowohl eine kritische Haltung, als auch eine positive Einstellung zur Digitalisierung wichtig und nachvollziehbar seien. Was aber für Ärztinnen und Ärzte nicht gehe: sich nicht mit diesem zentralen Thema zu befassen. „Wir als Ärzteschaft müssen diese Entwicklung aktiv gestalten“, forderte Kuhn. Im digitalen Zeitalter verhalten sich Menschen und somit Patienten anders als in der Vergangenheit. Der vorinformierte Patient sei längst Realität. „Es ist nicht immer leicht, mit dem digital (des-)informierten Patienten umzugehen“, Medizindidaktiker Kuhn und erntete viel Kopfnicken.

Im Anschluss ging er auf das allgegenwärtige Thema KI (Künstliche Intelligenz) ein und prophezeite die Existenz von mehreren Tausend medizinischen KI-Algorithmen in vier bis fünf Jahren – insbesondere im Bereich Diagnosestellung. Er forderte die Ärztinnen und Ärzte auf, diese „Unterstützungsmechanismen“ als Chance zu begreifen. „Wir sollten uns nicht auf Mensch gegen Maschine konzentrieren, sondern lieber darauf schauen, wie wir Mensch und Maschine sinnvoll kombinieren können“, empfahl Kuhn. In dieser digitalen Transformation werde das Berufs- und Rollenbild der Ärztin bzw. des Arztes einem grundlegenden Wandel unterzogen, den es mitzugestalten gelte.

Anschließend konnten sich die Teilnehmenden in fünf Workshops mit ganz unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung im Gesundheitswesen auseinandersetzen. Zusammen mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten konnten sie Fragen rund um die Arzt-Patienten-Kommunikation im digitalen Zeitalter, die Beurteilung von Medizin-Apps oder der Bedeutung von Künstlicher Intelligenz im klinischen Alltag erörtern. Auch für rechtliche, ethische und arzneimitteltechnische Fragestellungen war ausreichend Raum vorhanden.  

Neben den bewährten Workshops hat die Ärztekammer Berlin beim diesjährigen Kongress neue  Formate verwendet. Die große Abschlussrunde wurde erstmals mit der so genannten Fishbowl-Methode durchgeführt, was einen intensiven Austausch sowohl der Teilnehmenden untereinander als auch mit den Referentinnen und Referenten ermöglichte. Auch bei der Kongressdokumentation ist man diesmal andere Wege gegangen. Nachdem zurückliegende Kongresse teilweise filmisch dokumentiert und im Youtube-Kanal der Ärztekammer Berlin eingestellt wurden, wurde der Kongress dieses Mal ganz analog von zwei Zeichnerinnen grafisch dokumentiert (Graphic recording).

Die Medizin als wissensintensive „Dienstleistung“ und der damit verbundene Auftrag zum lebenslangen Lernen stellen Ärztinnen und Ärzte vor besondere Herausforderungen. Genauso, wie die Komplexität der täglichen Anforderungen und die Individualität der einzelnen (Patienten)Bedürfnisse. Der Kongress bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit dem Thema Wissenserwerb und dem Umgang mit erworbenen Wissen auseinanderzusetzen.

Neben der Vermittlung von aktuellem medizinischem Wissen, unter anderem zur Arzneimittel(therapie-)sicherheit oder dem Einsatz von Antibiotika, wurde Raum geboten auch Fehler zu hinterfragen, das eigene ärztliche Handeln zu reflektieren – immer mit dem Ziel, im Sinne der Patient:innen gut entscheiden zu können. „Wissensquellen“ standen ebenfalls im Fokus des Kongressprogramms. Wie finde ich die richtige? Wie kann ich, trotz enormer Belastungen im Arbeitsalltag, mit adäquaten Aufwand den aktuellen Stand der Wissenschaft überblicken und einen maximalen Benefit für mich und meine ärztliche Arbeit erreichen?

Die Medizin wird immer leistungsfähiger. Um so drängender stellt sich die Frage, ob alles diagnostisch und therapeutisch Machbare auch für den einzelnen Patienten sinnvoll und wünschenswert ist. Überdiagnose liegt beispielsweise dann vor, wenn Menschen ohne Symptome eine Diagnose für eine Krankheit erhalten, durch die ihnen kein Schaden droht. Gleichzeitig müssen sie mit den Folgen dieser teilweise bedrohlichen Diagnose umgehen. So entsteht letztlich mehr Schaden als Nutzen. Eine andere Form der Überdiagnose findet statt, wenn Definitionen von Krankheiten ausgeweitet werden und Menschen mit eigentlich gesundheitlich unbedenklichen Problemen plötzlich zu Kranken werden – mit allen damit für sie verbundenen negativen Folgen. Der Kongress beleuchtete unter verschiedenen Gesichtspunkten die Frage, wie Ärzt:innen gemeinsam mit ihren Patient:innen zu Entscheidungen kommen, die zu einer optimalen, individuellen Behandlungsqualität führen.

Der Trend der Digitalisierung in nahezu allen Lebensbereichen des Menschen ist weder aufzuhalten noch kann er ignoriert werden. Der Bereich Gesundheit – eHealth/mHealth – erlebt dabei eine fulminante Entwicklung, die uns zeitweise zu überholen scheint. Impulsgeber sind bemerkenswerterweise die Bürger selbst und weniger die Akteure des Gesundheitswesens. Sie stehen technologischen Innovationen offener und unbefangener gegenüber und zeigen aktuell einen kulturellen Wandel hin zu einem souveräneren und aktiveren Gestalten des eigenen Handelns zum Erhalt, der Förderung oder Verbesserung der Gesundheit.

Mehr als 100.000 Gesundheits-Apps stehen zur Verfügung, unzählige Gesundheits-Webseiten und -Portale existieren. Das E-Health Gesetz schafft seit Beginn des Jahres 2016 die Rahmenbedingungen für die digitale Gesundheitsversorgung. Aber was genau steckt genau hinter all diesen Angeboten und Regelungen? Können digitale Angebote die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wirklich verbessern – Wo sind Chancen, wo sind Grenzen? Und, was bedeutet diese anhaltende Dynamik für mich als Ärztin oder Arzt und im Kontakt mit meinen Patient:innen?

2015 hatte die Ärztekammer Berlin ein Programm zusammengestellt, das sich erneut den täglichen Herausforderungen im ärztlichen Berufsalltag widmete. Die Teilnehmenden hatten insbesondere in den sechs Workshops die Möglichkeit, in kleinen Gruppen und im engen Kontakt mit den Referierenden Lösungen zu konkreten Fragen und Aufgabenstellungen aus der ärztlichen Praxis zu erarbeiten.

  • Verschreibst du noch oder bist du schon unabhängig? – von industriellen Interessen in der ärztlicher Berufspraxis
  • Hausärztlich relevante Antibiotikatherapie
  • Werteorientierte Kommunikation – Der schwierige Patient, Kollege, Mitarbeiter … gibt es ihn!?
  • Zweckmäßige Osteoporosediagnostik und -therapie
  • Neue orale Antikoagulanzien (NOAK)
  • Fallbeispiele zu Nebenwirkungen und Medikationsfehlern aus dem Spontanmeldesystem

Die schleichende Veränderung des Gesundheitswesens hin zur Gesundheitswirtschaft sowie die Überflutung mit wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Informationen waren die Auslöser dafür, dass der industrieunabhängige Fortbildungskongress 2012 ins Leben gerufen wurde.

Ziel des Kongresses 2014 war es, den Teilnehmenden ein Update zu ausgewählten Themen zu geben und die Fragen: „Was gibt es Neues? Welche neuen Therapiekonzepte leiten sich daraus ab?“ zu beantworten. Die Teilnehmenden hatten insbesondere in den sieben Workshops die Möglichkeit, in kleinen Gruppen und im engen Kontakt mit den Referierenden Lösungen zu konkreten Fragen und Aufgabenstellungen aus der ärztlichen Praxis zu erarbeiten.

  • Management akuter und chronischer Kreuzschmerzen
  • Depression: Praxis- und leitlinienorientierte Diagnostik und Therapie
  • Die transparente Kommunikation von Risiken
  • Schwindel in der hausärztlichen Praxis
  • Polypharmazie bei älteren Patienten – Arzneimittelinteraktionen (Möglichkeiten zur Optimierung und Reduktion)
  • ADHS im Erwachsenenalter
  • Prävention im Alter

Aufgrund der sehr positiven Resonanz auf den 1. Fortbildungskongress 2012 sollte erneut die Möglichkeit gegeben werden, sich frei von wirtschaftlichen Interessen Dritter über Entwicklungen und den aktuellen Stand der gesicherten medizinischen und ärztlichen Erkenntnis zu Problemen der Patientenversorgung zu informieren und auszutauschen.

Der Kongress begann mit Vorträgen von Prof. Ludwig zum Thema „Unabhängige Arzneimittelinformationen“ sowie von Prof. Donner-Banzhoff zum Thema „Methodenkompetenz“. In den vier sich anschließenden parallelen Workshops stand die Erarbeitung und Beantwortung der Frage im Vordergrund „Was muss man wissen, damit man 'sicher' entscheiden kann, ob eine bestimmte Therapie oder ein bestimmtes Medikament für den Patienten geeignet ist?“

Schwerpunktthemen:

  • Therapeutisches Team in der Praxis
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • ADHS – vom Schulkind bis ins Erwachsenenalter – Medikalisierung sozialen Verhaltens oder leitliniengestützte Therapie?
  • Rationale Antibiotika-Therapie

Im abschließenden Vortrag stellte Herr Dr. Blank als niedergelassener Allgemeinmediziner das Praxis-Projekt „Lebensqualität im Alter“ vor.

Dieser Kongress bildete den Auftakt für einen im jährlichen Rhythmus geplanten Fortbildungskongress, der sich explizit mit dem Thema „Sauberes Wissen in der Medizin“ befasst.

Warum ist dieses Thema so wichtig?

Kern des Vertrauens in die Ärzteschaft ist die Tatsache, dass sich Ärzt:innen allein am Wohl der Patient:innen orientieren – unbeeinflusst von kommerziellen Interessen. Basis des ärztlichen Handelns sind medizinisch-wissenschaftliche, „objektive“ Erkenntnisse einerseits und individuelles, ärztliches Erfahrungswissen andererseits. Erst beides zusammen bildet die Voraussetzung für die Unabhängigkeit ärztlichen Handelns. Bezogen auf das medizinische Wissen sind Ärzt:innen darauf angewiesen, dass ihnen wissenschaftlich fundierte und nicht durch kommerzielle Interessen beeinflusste Studienergebnisse zur Verfügung stehen. Gleichzeitig müssen Ärzt:innen einschätzen können, inwiefern Erkenntnisse wissenschaftlich fundiert oder durch Einflüsse Dritter oder anderweitige Faktoren verzerrt sind.

Wenn die Qualität des medizinisch-fachlichen Wissens „nicht stimmt“, dann ist auch die Unabhängigkeit der Ärzt:innen gefährdet. Der erste unabhängige Fortbildungskongress, zu dem die Ärztekammer Berlin gemeinsam mit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) einlud, vertiefte diese Diskussion anhand der drei folgenden Schwerpunktthemen:

  • Personalisierte Medizin
  • Neue Antikoagulanzien
  • Herzrhythmusstörungen

Im Laufe der Plenumsvorträge, Workshops und Diskussionen wurde herausgearbeitet, warum es so schwer ist „sauberes Wissen“ zu erkennen und welche Mechanismen hierbei eine Rolle spielen, wie am Beispiel der drei Schwerpunktthemen gesichertes medizinisches Wissen für den konkreten Nutzen in der ärztlichen Praxis vermittelt und Studienergebnisse kritisch und unabhängig dargestellt werden können.

Veranstaltungskalender

Alle aktuellen Veranstaltungen und Termine der Ärztekammer Berlin im Überblick.

Für Ärzt:innen und Medizinische Fachangestellte, zur Fortbildung, Weiterbildung und für das Ehrenamt.