1. Welttag der Patientensicherheit - Ärztekammer Berlin: Sicherheitskultur in Klinik und Praxis ist zentraler Bestandteil einer werteorientierten Patientenversorgung

Pressemitteilung

Kammerpräsident Dr. Jonitz: "Die Einführung des Welttages unterstreicht die besondere Bedeutung der Patientensicherheit für die medizinische Versorgung."

Die Ärztekammer Berlin begrüßt den 1. Welttag der Patientensicherheit am 17. September. Kammerpräsident Dr. med. Günther Jonitz, betont, dass sich die Ärztekammer Berlin für die Einführung des Welttages für Patientensicherheit auch auf internationaler Ebene in besonderem Maße stark gemacht habe. „Ich freue mich außerordentlich, dass die Weltgesundheitsorganisation der Initiative aus Deutschland nun nachkommt und einen Welttag der Patientensicherheit in die Liste der internationalen Aktionstage aufgenommen hat. Damit bekommt das Thema Patientensicherheit auch nach außen hin die Bedeutung, die ihm zusteht.“

Jonitz spricht sich zugleich dafür aus, eine umfassende Sicherheitskultur als festen Bestandteil ärztlicher Tätigkeit in Kliniken und Praxen zu verankern. „Die Etablierung von Sicherheitskultur und der damit verbundenen Patientensicherheit ist kein Sahnehäubchen, sondern ist zentraler Bestandteil einer werteorientierten Patientenversorgung.“ Eine Schlüsselrolle spielt die sanktionsfreie Meldung von Beinahe-Schäden. Denn eine angstfreie Kommunikation über problematische Abläufe und Fehlerquellen sind das A und O für sicheres Handeln in der Patientenversorgung. Die notwendige lösungsorientierte Grundhaltung und offene Kommunikationskultur müssen dabei nicht nur von ärztlichen Führungskräften, sondern von allen Beteiligten befördert werden. Jonitz weist darauf hin, dass Führung und eine wertschätzende, lösungsorientierte Kommunikation erlernbar seien. „Die Ärztekammer Berlin bietet dafür hervorragende Kurse an, die sich großer Beliebtheit erfreuen.“

Gleichzeitig betont der Berliner Kammerpräsident, dass eine Sicherheitskultur nur funktionieren könne, wenn die Rahmenbedingungen dies auch zuließen. „Die immer höhere Arbeitsverdichtung in Kliniken und Praxen laufen einer wirksamen Sicherheitskultur zuwider“, erklärt Jonitz und fordert die Politik auf, diese erforderlichen Rahmenbedingungen für eine humane Patientenversorgung sicherzustellen. „Dies funktioniert aber nicht, indem man im gesetzgeberischen Kleinklein versucht, Symptome zu behandeln, anstatt die Ursachen für bestehende Probleme im Gesundheitswesen zu kurieren“, hob Jonitz mit Blick auf die aktuelle bundespolitische Gesetzesflut hervor.

Ärztekammer Berlin beim Thema Patientensicherheit vorne dabei

Die Ärztekammer Berlin beschäftigt sich seit über 20 Jahren auf nationaler und internationaler Ebene intensiv mit dem Thema Sicherheitskultur. In dieser Zeit ist es gelungen, das Thema aus der Tabu-Zone herauszuholen. Ein Auszug der Aktivitäten:

  • 2000: Die Ärztekammer Berlin ist Gründungsmitglied und seit 2015 auch förderndes Mitglied des Berlin-Brandenburger Herzinfarktregisters e.V (B2HIR). Das jährliche B2HIR-Symposium wird von B2HIR und Ärztekammer Berlin gemeinsam durchgeführt.
  • 2002 vergibt die Ärztekammer Berlin zusammen mit dem AOK-Bundesverband und der AOK Nordost den Berliner Gesundheitspreis zum Thema „Fehlervermeidung und Sicherheitskultur“

  • 2005: 108. Deutscher Ärztetag in Berlin beschließt als erstes Ärzteparlament weltweit einstimmig die Unterstützung von Maßnahmen der systematischen Förderung der Patientensicherheit.

  • 2005: Gründung des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. mit Kammerpräsident Dr. Jonitz als Gründungsvorstand und der Ärztekammer Berlin als Gründungs- und Fördermitglied.

  • Seit 2006 vertritt Dr. Jonitz das Bundesministerium für Gesundheit in internationalen Gremien zur Patientensicherheit.

  • 2008: Start des Fehlermelde- und Lernsystems (CIRS) Berlin im stationären Bereich. (CIRS = Critical Incident Reporting System)

  • 2009: Hauptvortrag von Dr. Jonitz auf dem Weltkongress zu Patientensicherheit und Qualität.

  • 2013: Patientensicherheit wird nationales Gesundheitsziel, Kammerpräsident Dr. Jonitz leitet die gleichnamige Arbeitsgruppe.

  • Seit 2016: Teilnahme von Kammerpräsident Dr. Jonitz an drei Global Ministerial Summits on Patient Safety. 2018 mit Einladung des japanischen Gesundheitsministeriums.

  • 2018: Start des Fehlermelde- und Lernsystems (CIRS) Berlin im ambulanten Bereich.

  • 2019: Symposium Fehler-Kultur und -Management in der Notfall- und Akutmedizin zusammen mit der Berliner Feuerwehr und den Rettungsstellen der Vivantes-Standorte Klinikum im Friedrichshain, Klinikum Am Urban, Klinikum Neukölln, Auguste-Viktoria-Klinikum und dem DRK Kliniken Berlin-Köpenick.

  • Langjährige Mitarbeit in der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern unter Vorsitz des Berliner Arztes Professor Dr. med. Walter Schaffartzik.

Darüber hinaus bietet die Ärztekammer Berlin eine ganze Reihe von Fortbildungsveranstaltungen rund um das Thema Patientensicherheit an wie z.B.:

  • CIRS für Einsteigerinnen und Einsteiger

  • CIRS-Symposium – Berichts- und Lernsysteme im Krankenhaus

  • Methoden der Fallanalyse

  • Grund- und Spezialkurse Strahlenschutz

  • Qualifizierungskurse „Ärztliches Peer Review“


1. Welttag der Patientensicherheit

Die Einführung des Welttages für Patientensicherheit durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht auf Initiativen des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) und der Ärztekammer Berlin zurück. Beim 2. Global Ministerial Summit on Patient Safety hat das Bundesgesundheitsministerium 2017 die Initiative aufgegriffen und erfolgreich für die Einführung des Welttages geworben. Als sichtbares Zeichen nach außen sollen an diesem Tag weltweit Gebäude und Sehenswürdigkeiten orange angestrahlt werden. Zuvor gab es bereits den Internationalen Tag der Patientensicherheit in Deutschland, dessen Veranstalter das APS war. Ende Mai 2019 hat sich außerdem die Weltgesundheitsversammlung in Genf dafür ausgesprochen, Patientensicherheit als vorrangiges Gesundheitsziel zu etablieren und in den Mitgliedsstaaten entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

Weitere Informationen:

www.tag-der-patientensicherheit.de

www.who.int/campaigns/world-patient-safety-day/2019


Die Pressemitteilung als PDF finden Sie hier.


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