Der diesjährige Weltkindertag steht unter dem Motto „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie!“. Kinderrechte sind trotz Bemühungen in der letzten Legislaturperiode nach wie vor nicht im Grundgesetz verankert. In Berlin verschärft sich zunehmend die Lage der medizinischen Versorgung von Kindern. Aktuell zeigt sich zudem, dass es immer weniger verfügbare Augenärzt:innen gibt, die Kinder behandeln. Zudem besteht weiterhin die Problematik der nicht ausreichenden operativen HNO-Versorgung für Kinder und der ungenügenden kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung sowie der erheblichen Engpässe bei Plätzen in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ), die für die Betreuung von Kindern mit Entwicklungsstörungen unerlässlich sind. Hinzu kommt, dass es in den meisten Notaufnahmen zu wenig Kapazitäten für Kinder gibt, sodass viele Kinder noch immer außerhalb einer pädiatrischen Versorgung aufgenommen und nicht adäquat behandelt werden.
Krankenhausreform droht medizinische Versorgung von Kindern zu schwächen
Die Lage droht sich durch die Reform zur Krankenhausversorgung weiter zu verschlechtern, warnen wissenschaftliche Fachgesellschaften wie die „Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.“. Das Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG) sieht im Gegensatz zur Erwachsenenmedizin keine spezialisierten „Leistungsgruppen“ mehr für die Kinder- und Jugendmedizin und die Kinderchirurgie vor. Damit werden Fachbereiche wie beispielsweise Kindergastroenterologie, -pneumologie, -kardiologie oder -neurologie nicht mehr als eigenständige Bereiche definiert. Ohne diese Leistungsgruppen kann die spezialisierte Pädiatrie in der Krankenhausplanung künftig keine Rolle mehr spielen. Die Finanzierung der Vorhaltekostenpauschalen in der Spezialisierten Kinder- und Jugendmedizin ist damit nicht kalkulierbar und wird nicht umgesetzt werden können. Theoretisch ist es möglich, dass Kinder nicht zwingend von Pädiater:innen behandelt werden müssen, sondern auch in den spezialisierten Erwachsenenabteilungen versorgt werden können. Dies führt zwangsläufig zu einem deutlichen Qualitätsverlust in der spezialisierten pädiatrischen Versorgung, denn die Krankheitsbilder von Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich häufig deutlich von denen der Erwachsenen.
Die Frustration unter Ärzt:innen ist groß. Auch Berichte, dass es für angehende Mediziner:innen und bereits erfahrene Weiterbildungsassistent:innen in der Pädiatrie aktuell in Berlin schwieriger wird, eine Stelle als Ärztin oder Arzt in Weiterbildung in der Pädiatrie zu finden, deuten auf eine weitere Verschärfung der Krise hin. Dabei ist die pädiatrische Unterversorgung schon in vielen Bezirken eklatant.
Kindergesundheit als politische Verantwortung
„Die Kinderversorgung erhält weiterhin nicht den notwendigen Stellenwert in der Politik“, so PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Die spezialisierte Kinderheilkunde darf nicht ausgehöhlt werden, sonst wird nicht nur aktuell die Gesundheit unserer Kinder gefährdet, sondern deren Entwicklungspotential lebenslang geschädigt “, ergänzt Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin.
Die Problematik der mangelnden medizinischen Versorgung ist zudem eng mit der ungelösten Kinderarmut verknüpft. Hierzu hat die Ärztekammer Berlin im Februar die Resolution „Kinderarmut in Deutschland endlich entschlossen entgegentreten!“ beschlossen. Armut ist ein wesentlicher Risikofaktor für Krankheiten und erschwert den Zugang zu dringend benötigten Behandlungen. „Kinderrechte sind keine leeren Worte, sondern Bausteine, die wir jetzt verlegen müssen. Wir können uns eine Zukunft, in der die Gesundheit unserer Kinder nicht priorisiert wird, nicht leisten“, so Bobbert.
Ansprechpersonen für Presseanfragen
- PD Dr. med. Peter Bobbert
- Dr. med. Matthias Blöchle
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