Widerspruchsregelung bei der Organspende: Gesetzentwürfe so schnell wie möglich wieder aufnehmen

Pressemitteilung

Die Zahl der Organspenden in Deutschland bleibt weiterhin zu niedrig. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warteten am 1. Januar 2025 über 8.269 Menschen auf ein Spenderorgan – und ihnen läuft die Zeit davon. Die Einführung der Widerspruchsregelung wäre ein wichtiger Schritt, um die Situation zu verbessern und Leben zu retten. Die Gesetzentwürfe zur Widerspruchsregelung sollten daher dringend wieder aufgenommen und zur Abstimmung gebracht werden.

„Die Hoffnung auf eine gesetzliche Widerspruchsregelung hat sich in der vorherigen Legislaturperiode leider in letzter Minute zerschlagen. Damit wurde auch die Chance auf eine  Steigerung der Organspendezahlen vergeben“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Jetzt ist es dringend notwendig, einen neuen Anlauf für die Einführung der Widerspruchsregelung zu starten. Denn ohne mehr Organspenden kann die Transplantationsmedizin zu wenig Leben retten.“

Anlässlich des Tages der Organspende am 7. Juni 2025 fordert die Ärztekammer Berlin die Abgeordneten des Bundestages bzw. die Mitglieder der Landesregierungen im Bundesrat auf, sich für einen erneuten Anlauf zur Einführung der Widerspruchsregelung bei der Organspende einzusetzen.   

In der Vergangenheit wurden verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Organspenden umgesetzt – leider ohne Erfolg. Weder das vor über einem Jahr eingeführte Organspenderegister noch umfangreiche Aufklärungskampagnen haben die Situation nachhaltig verbessert. Eine aktuelle Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt, dass 85 Prozent der Bevölkerung der Organspende positiv gegenüberstehen. Doch nur 45 Prozent haben ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende schriftlich dokumentiert.

Organspendezahlen zurückgegangen

Seit Jahren stagnieren die Zahlen auf niedrigem Niveau. Laut DSO haben im Jahr 2024 insgesamt 953 Menschen nach ihrem Tod Organe für die Transplantation gespendet. Im Jahr 2023 waren es noch 965 Menschen. Mit 11,4 Spender:innen pro einer Million Einwohner:innen nimmt Deutschland im europäischen Vergleich nach wie vor einen der hinteren Plätze ein (Stand 2024). Zum Vergleich: In Spanien lag diese Zahl im vergangenen Jahr bei 52,6.

Insbesondere die Organspendezahlen im Nordosten Deutschlands sind deutlich zurückgegangen. Aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden im vergangenen Jahr 185 Organe gespendet. Im Jahr 2023 waren es in der Region noch 317 Organe. 

Die Widerspruchsregelung würde bedeuten, dass jede Person automatisch als Organspender:in gilt, sofern sie nicht aktiv widerspricht. Auch mit dieser Regelung würden Angehörige weiterhin in den Entscheidungsprozess einbezogen. Sie ist zwar nicht der einzige, aber ein entscheidender Schritt, um Organspenden zur Normalität werden zu lassen.

„Deutschland importiert weiterhin mehr Organe aus dem Ausland, als es über Eurotransplant zur Verfügung stellt. Für das bevölkerungsreichste Land Europas ist das ein beschämender Zustand“, betont Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin. Er appelliert an die Bundestagsabgeordneten: „Setzen Sie sich weiter für die Widerspruchsregelung ein! Es geht nicht nur um die aktuell Betroffenen, sondern um die gesamte Gesellschaft. Denn die Wahrscheinlichkeit, im Laufe seines Lebens ein Organ zu benötigen, ist derzeit um ein Vielfaches höher, als selbst Spenderin oder Spender zu werden.“

Ansprechpersonen für Presseanfragen

  • PD Dr. med. Peter Bobbert
  • Dr. med. Matthias Blöchle

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Ole Eggert
Pressesprecher
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