Legalisierung von Cannabis? Die kontrollierte Abgabe ist entscheidend.

Pressemitteilung

Angesichts politischer Bestrebungen, den Gebrauch von Cannabis zu legalisieren, warnt die Ärztekammer Berlin vor den Gefahren, die für alle Menschen und insbesondere für Kinder, Jugendliche sowie junge Erwachsene von dem Suchtmittel ausgehen. Eine Abgabe dürfe nur streng reguliert, mit einhergehender Risikobewertung und Beratung an Erwachsene stattfinden. Begleitend sei der Konsum mit Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen einzudämmen.

Berlin, 11. November 2021

Das tägliche Leid auf den Suchtstationen führt die verheerenden Auswirkungen vor Augen, die der Missbrauch von Drogen für manche Menschen haben kann. Auch wenn Ärzt:innen in Deutschland unter engen Voraussetzungen cannabishaltige Medikamente verordnen dürfen, gibt es keine allgemeine medizinische Empfehlung für den Konsum von Cannabis. Aus gutem Grund: Denn auch Cannabis hat Sucht- und Missbrauchspotenzial. Die Droge kann nicht nur süchtig machen, sie kann die Hirnentwicklung stören, möglicherweise depressive Zustände oder Angst auslösen oder zu weiteren schweren psychischen Erkrankungen beitragen, einschließlich irreversibler Schädigungen der kognitiven Funktionen.

Ob der Konsum von Cannabis legalisiert werden soll, ist keine Frage, die die Ärztekammer Berlin beantworten kann und will. Wenn sich die Politik für eine Legalisierung von Cannabis entscheiden sollte, empfiehlt die Ärztekammer Berlin jedoch dringend, den existierenden Konsum besser zu kontrollieren, um den Schutz der Konsument:innen zu erhöhen. Hierzu sagt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin: „Man darf Cannabis nicht bagatellisieren. Doch eine Dämonisierung hilft auch keinem. Sollte Cannabis legalisiert werden, fordert die Ärztekammer Berlin eine streng kontrollierte Abgabe des Suchtmittels an Erwachsene mit Beratung und Aufklärung der Konsument:innen. Eine individuelle ärztliche Risikobewertung des Konsums, verbunden mit intensiven präventiven Maßnahmen, ist unabdingbar.“

Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin, ergänzt: „Zudem ist zu überlegen, wo eine Altersgrenze angesetzt werden muss. Studien weisen darauf hin, dass bei intensivem Konsum von Cannabis die Hirnentwicklung beeinträchtigt werden kann. Aus medizinischer Sicht ist dringend zu empfehlen, bei einer Abgabe von Cannabis die erst mit einem Lebensalter von Anfang bis Mitte 20 Jahren abgeschlossene Hirnentwicklung des Menschen zu berücksichtigen.“

Generell raten die Berliner Ärzt:innen von dem Konsum des Suchtmittels ab. Daher unterstützt die Ärztekammer Berlin auch Initiativen und Bemühungen, die das Ziel verfolgen, den individuellen Konsum von Cannabis zumindest zu reduzieren oder besser, ihn zu vermeiden. Die Erfolge der letzten Jahre in Hinblick auf den Tabakkonsum weisen hierbei den Weg, wie es gelingen könnte, auch im legalen Raum den Gebrauch eines Suchtmittels – gerade auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen – erheblich und nachhaltig zu reduzieren.

Ansprechpersonen für Presseanfragen

  • PD Dr. med. Peter Bobbert
  • Dr. med. Matthias Blöchle

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